Was bedeutet diese vielleicht besonders klingende Benennung für die deutschen Ohren? Őrség bedeutet auf Deutsch Wache. Eine der schönsten Landschaften von Ungarn trägt diesen besonderen Namen, die rar besiedelt ist. Wo liegt die Region Őrség?
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Lage der Region Wart/ Őrség
Őrség befindet sich in dem südwestlichen Teil von Ungarn und des Komitates Vas. Diese Region gehört zur Hügellandschaft von Zala und Vas. Sie grenzt an die Kleinregion von Hegyhát, die Region des Oberen – Raab, an Hetés und an Göcsej.
Ein kleiner Teil von Őrség gehört zu Österreich und Slowenien.
Landschaftlich betrachtet ist sie eine abwechslungsreiche Region, die reich von Hügeln, Tälern, Bächen und kleineren Wasserläufen durchsetzt ist. Sie wird durch Kiefernwälder, Eichenwälder und kleine Siedlungen durchsetzt.
Neben den Naturwerten beinhaltet diese Landschaft auch bedeutsame ethnologische, und kulturelle Größen.
Ursprung des Namens: Wache
Warum trägt diese Landschaft diesen besonderen Namen? Wie ich am Anfang meines Beitrags darauf schon hingewiesen habe, bedeutet das Wort so viel Wache. Warum?
Diese Benennung ist auf die noch landnehmenden Ungarn, auf unsere Ahnen, im 9. Jahrhundert zurückzuführen. Damals wurden Leute hier angesiedelt, deren Aufgabe es war, diese Grenze vor den Angriffen der Feinde zu schützen. Sie hatten also eine wichtige Wehraufgabe. Sie mussten wachen bzw. wachsam sein. Wer hat diese Aufgaben ausgeführt? Das waren die Mitglieder der Völker der Petschenegen und Sekler. Sie haben die Grenze mit ihren eigenen Waffen geschützt. Es waren Selbstversorger, also mussten sie sich um sie selbst kümmern. Als Gegenleistung hatten sie verschiedene Privilegien erhalten. Sie hatten ihre eigene Autonomie. So mussten sie z.B. der Grundherrschaft keine Frondienste erfüllen. Sie haben keine Steuern bezahlt und mit ihrer Arbeit schuldeten sie direkt dem König und hingen vom König ab.
Die Wachen lebten in 18 Ortschaften. Die „Hauptstadt“ war Őriszentpéter, das auch weiterhin der Hauptsitz von Őrség ist. Ihr „Chef“ war ein Major.
Diese „goldenen“, steuerfreien Zeiten dauerten bis zum 16. und 17. Jahrhundert, bis zur Türkenherrschaft.
Kleinsiedlungen „szer“
Für Őrség sind die sog. „szerek”, die Kleinsiedlungsformen mit wenig Häusergruppen, in denen einst die Wachen, Grenzposten lebten. Die „szerek“, die Weiler entlang einer Kette bildeten waren typisch. Zum Glück sind noch viele alte Häuser in traditioneller Bauweise noch erhalten geblieben, wegen denen, aber auch wegen der schönen Landschaft und der Ruhe und Stille viele gerne in Őrség Urlaub machen.
Bei dem Bau der „ Szerek”, dieser Kleinsiedlungen, Häusergruppen waren die Schutzaspekte maßgeblich. Auch heutzutage kann man das immer noch feststellen. Die Wohn- und Nebengebäude, von Scheunen und Ställen umgeben den Innenhof wie kleinere befestigte Burgen.
Ihre Wasserversorgung erfolgte durch die nahe liegenden kleineren Seen und Bäche.
Die Bewohner lebten hier immer von der Landwirtschaft, vor allem aus der Beweidung und der Viehzucht.
Bauweise von Őrség
Bis heute hat es seine historische, ethnografische Identität bewahrt.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war die traditionelle Architektur mit Holz für Őrség typisch. Blockhäuser wurden gebaut. Wie sie gebaut wurden und sie ausgesehen haben, kann man im Dorfmuseum von Pityeszer sehen.
Őriszentpéter (St. Peter in der Wart)
Őriszentpéter oder auf Deutsch St. Peter in der Wart ist die „Hauptstadt”, der Hauptsitz der Region Őrség, nah zur Quelle des Flusses Zala. Es hat etwa 1100 Einwohner. Es besteht aus 9 „Szer”, Häusergruppen.
Urkundlich wurde es 1280 erstmals erwähnt. Die Kirche wurde auch zu jener Zeit gebaut.
Őriszentpéter kam in den Besitz der Grafenfamilie Batthyány. Die Wachen mussten ihnen Steuern zahlen und auch Frondienste leisten, die ihr Leben sehr schwer machten.
Sehenswürdigkeiten in Őriszentpéter
Die römisch-katholische Kirche wurde im 13. Jahrhundert erbaut. Während der Türkenherrschaft wurde sie befestigt. Die befestigten Teile wurden während der Türkenherrschaft abgebaut. Für eine Weile gehört sie den Reformierten und seit dem 18. Jahrhundert wieder zu den Katholiken.
Die örtliche, lokale geschichtliche Sammlung im Kulturhaus spiegelt die frühere Geschichte und Lebensweise in Őrség.
Die Reformierte Kirche wurde am Ende des 18. Jahrhunderts, nach dem Toleranzpaket von Josef dem II., dem des Sohns von Maria Theresia gebaut.
Vor etwa 40 Jahren wurde ein Ziegelbrenner aus dem Mittelalter freigelegt.
Der 10. Nationalpark von Ungarn, der Nationalpark von Őrség wurde 2002 gegründet und er hat ca. 44 000 ha. Das Zentrum des Nationalparks ist in Őriszentpéter.
Luftbild oben:
Magyarszombatfa in der Wart / Őrség
www.civertan.hu
www.legifoto.com
Autor: Elisabeth Balazs
Reiseleiterin in Budapest und Ungarn, mit viel Herz und Humor
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