Von Bakfazek über den „Schwanz” des Faschings bis zu den Ballmüttern
Was wird während des Faschings gefeiert? Was für ein Topf ist der „bakfazek”? Was sind „Schwanz” des Faschings, „dicker Donnerstag, „kisze”, „Ballmutter”? Woher kommt der Name des Krapfens?
Fasching und die „Kisze”
Der Fasching, die laute „fünfte Jahreszeit” tobt bereits seit dem 6. Januar, dem Tag der Heiligen Drei Könige und dauert bis zum Aschermittwoch.
Fasching ist eine freudige Zeitperiode mit viel Essen, Trinken, Tanzen, Tragen von Masken, Rollenspiel, sowie lautem Feiern.
Was wird aber dabei eigentlich gefeirt?
Während des Faschingszeit freut man sich über den Frühling und zwar dass der Winter, die Kälte und Dunkelheit bald besiegt werden.
Der Kampf zwischen dem Winter und Frühling wurde früher in vielen Teilen von Ungarn gerne mit der Verbrennung der den Winter symbolisierende Strohfigur, der sog. „kiszebábu” am Fluß gespielt. Oft wurde dabei auch lebhaft gesungen: „wir bringen die Krankheit raus und bringen Gesundheit zurück …„
Die „Busos”
Die berühmteste „Ausführung” des Faschings des Landes ist der sogenannte ’busójárás ’.
Das ist der Umzug der „Busós” in Südungarn, in Mohács. Das ist die Tradition einer südslawischen, ethnografischen Gruppe, die sich ’sokác’ nennt.
Man weiss nicht ganz genau, woher diese Tradition kommt.
Einige meinen, dass man mit dem Umzug der Busós den Winter vertreiben wollte. Die Holzmasken tragenden Menschen sind dabei mit Kuhglocken von Haus zu Haus gegangen und haben ’bao-bao’ geschrien, anschließend sind sie zu den Tieren gegangen und haben dort Asche verteilt, damit die bösen Geister Haus und Hof meiden.
Der Höhepunkt des alljährlichen Faschingsfestes war dann der Kampf der Männern auf dem Hauptplatz, die sogenannte „ Männerweihung.”
Nach einer anderen Vorstellung wollten die „Busós” in dem 16.-17.Jh. in ihren erscherckenden Kleidern und Masken die Türken aus Ungarn vertreiben.
Worauf ist eigentlich das Tragen von Masken zurückzuführen?
Bereits die Römer feierten regelmäßig am Ende eines jeden Winters eine Urform des heutigen Karnevalfestes. Dabei zogen sie mit bunten Masken und Kleidern auf schiffähnlichen Wagen durch das alte Rom. Diese Wagen, ’carrus navalis’ genannt, führten sehr wahrscheinlich zur heutigen Bezeichnung ’Karneval’.
Der Ausschank der letzten Getränke
Ja, ich sehe ein, dass dieser Titel eben während des Faschingszeit ein bisschen streng klingt. Aber es passt auch. Wieso? Keine Panik, ich möchte es Ihnen nicht verbieten, sondern lediglich die Bedeutung des Wortes erklären.
Nämlich ist das Wort Fasching, etymologisch auf die Wörter „fasten” und Ausschank zurückzuführen. Urspünglich bedeutet das Wort Fasching also den letzten Ausschank von alkoholischen Getränken vor der Fastenzeit.
Das identische ungarische Wort „farsang” kam ins Ungarische aus dem Deutschen.
Herzensangelegenheiten und ein nicht beliebter Topf
Wie kommt der Topf zu Herzensangelegenheiten?
Ganz einfach. Es ist auf einen alten Volksbrauch zurückzuführen.
Während der Faschingszeit war es früher weit verbreitet, dass die noch ledigen Frauen im „heiratsfähigen Alter” mit großer Erwartung und Hoffnung die Faschingzeit herbeisehnten, um dann in dieser Zeit mit ihren vielen fröhlichen Festen möglicherweise den Mann fürs Leben zu finden.
Die jungen Frauen mussten sich dabei in dieser „Herzensangelegenheit” häufig sehr beeilen, da auf die „den Anschluss verpassenden” Frauen anschließend wirklich nicht zu unterschätzende „Herausforderungen” zukamen.
Wenn ihr Werben in der Faschningszeit nicht erfolgreich war, mussten sie der Tradition zufolge, in den Dörfern vor den Augen aller Einwohner einen Holzklotz durch das Dorf ziehen, oder noch schlimmer war es, wenn die Häuser dieser Frauen mit „bakfazék”, Abfall gefüllten Kochtöpfen „geschmückt” wurden.
Heutzutage wären diese Traditionen sicherlich sehr schwer in der Praxis umzusetzen, denn man könnte mittlerweile gar nicht so viele Kochtöpfe herstellen, wie es derzeit unverheiratete Frauen in Ungarn gibt!
Also wäre es sicherlich äußerst lukrativ in Ungarn während dieser Jahreszeit, eine entsprechende Kochtopffabrik sein eigen nennen zu dürfen!
Als praktisches Resultat aus dieser Tradition wurden in Ungarn eben während der Faschingzeit – also in der Zeit vom Tag der Heiligen 3 Könige bis zum Aschermittwoch – mit ausdrücklicher Zustimmung der Kirche Hochzeiten im großen Ausmaß organisiert, da während der Advents- und Fastenzeit keine Hochzeiten stattfinden durften.
In Ungarn nannte man daher die ersten Sonntage nach dem Tag der Heiligen 3 Könige die „Hochzeitssonntage”.
Die zur „Heirat” anstehenden Kandidaten wurden stets während der Sonntagsmesse von der Kanzel herab bekanntgegeben.
Vom „Schwanz” des Faschings bis zum „dicken Donnerstag”
Die meisten Veranstaltungen werden in den letzten 3 Tagen des Faschings, in der Zeit des sog. „Schwanzes des Faschings” organisiert, also an dem Faschingssonntag, Faschingsmontag und in der Fastnacht.
Man ist dabei von Haus zu Haus gezogen und wünschte den Hausbewohnern viel Erfolg, reichen Ertrag und dabei wurden Gaben für Bedürftige eingesammelt.
Die Faschingszeit war nie besonders gut geeignet zur Durchführung von Abmagerungskuren … Darauf weist die Bezeichnung „kövércsütörtök” („Dicker Donnerstag”) eindrucksvoll hin.
In einigen Gegenden wurde an diesem Tag Sülze gekocht und die Bekannten schickten einander gaumenreizende Schlachtplatten.
Die bekannteste Speise des Faschings sind die Faschingskrapfen, die auch heutzutage in den verschiedensten Arten und Formen gebacken werden.
Wer hat die ersten Krapfen gebacken?
Herr Krapfen in Wien hatte eine erfolgreiche Bäckerei. Den Erzählungen nach konnte man bei ihm das feinste Brot der Stadt kaufen.
Der Bäcker ist verstorben und seine Wittwe hat die Bäckerei übernommen.
Eines Tages war das Brot nicht rechtzeitig fertig, die Käufer beschwerten sich und Frau Krapfen hatte die Geduld verloren und wollte das Stück des rohren Brotteiges einem Kunden an den Kopf werfen. Der Wurf war ein Volltreffer. Das Teigstück landete in der heißen Pfanne, wo es in einigen Minuten goldgelb durchgebraten war. Das war „der Geburtstag” der Krapfen.
„Darf ich bitten…?”
Faschingszeit ohne Bälle, ist unvorstellbar!
Was alles gehörte zu der Requisitenkammer der Bälle? Von dem Zeremonienmeister, der für die Tanzordnung zuständig war, über den Tanzlehrer und die Gardedame, mit der die Damen zum Ball erschienen, bis zu den sogenannten „Ballmüttern“, Tanzordnungen und Ballspenden.
„Ballmütter“? Ja, es gab Ballmütter. Jeder Ball hatte mindestens eine „Mutter“. Sie war die Schirmherrin des Balles. Außer der repräsentativen Aufgabe wurde von ihr auch erwartet, dass sie mehrere Karten für den Ball kauft.
Für die Tänze wie Quadrille, Walzer oder Tschardasch reservierten die Kavaliere, mit ihrer Unterschrift in der Tanzordnung der Damen, im Voraus die gewünschten Tanzpartnerinnen.
Später kam in Mode, dass die Damen kleine, häufig kunstgewerbliche Meisterwerke in Miniaturform, als Geschenk, sog. Ballspenden, zur Erinnerung an den Ball, erhalten haben.
Was nun?
„Darf ich bitten … „?
(Foto: Fortepan)
Autor: Elisabeth Balazs
Reiseleiterin in Budapest und Ungarn, mit viel Herz und Humor
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