Nur einer durfte sie stoppen – Zahnradbahn in Budapest 1.

Zahnradbahn in Budapest

Ja, es gab das wirklich im 19. Jahrhundert. Nur eine einzige Person hatte in Budapest das Recht, die Zahnradbahn auf freier Strecke zum Halten zu zwingen. Wer war das? Es handelte sich nicht etwa um Graf Gyula Andrassy oder Kaiser Franz Josef. Sondern es war Mór Jókai, auch „Fürst der ungarischen Schriftsteller“ genannt.

Inhaltsverzeichnis

Schwabenberg

Im 19. Jahrhundert haben sich die Budaer Bürger in den Bergen von Buda, so u.a. auch auf dem Schwabenberg, mit Weinbau beschäftigt. Die Budaer Weine, von guter Qualität, waren auf den Märkten von Europa überall sehr gefragt.
In der Nachbarschaft eines Steinabbauwerks und von Weingärten hat der sehr beliebte und populäre Schriftsteller Mór Jókai, der „Fürst der ungarischen Schriftsteller“ seine Villa aufbauen lassen und einen schönen Garten mit Weinreben, Obstbäumen, Blumen, hauptsächlich mit Rosen gestaltet.
Hier zeigt, wie beliebt er war. Nur er durfte die Zahnradbahn stoppen, die an seinem Garten vorbeifuhr. Ausschließlich er hatte dieses Recht. Hierfür musste er nur bis zum Ende seines Gartens gehen und Handzeichen geben, wenn er auf freier Strecke außerhalb der festgelegten Stationen in die Zahnradbahn einsteigen wollte.
Aus den Notizen von Jókai weiß man, dass der Direktor der Baugesellschaft in seiner Eröffnungsrede erzählte, dass er die Idee für den Bau der Zahnradbahn aus einem der Romane von Jókai entnommen hat.

Von der Pferdebahn bis zur Zahnradbahn

Nachdem Jókai seine Villa hat erbauen lassen, ist der Schwabenberg als Bauort in Mode gekommen. Schauspieler, Künstler und Schriftsteller waren die ersten Auftraggeber für den Bau. Der Schwabenberg ist gleichzeitig zum beliebten Ausflugsort geworden.
Wie kam man im 19. Jahrhundert auf den Berg hinauf? Seit 1868 fuhren Pferdebahnen von der Kettenbrücke u.a. auf den Schwabenberg hinauf.
1873 wurde die Entscheidung getroffen, eine Zahnradbahn auf den Schwabenberg zu bauen.
Die Zahnradbahn befindet sich im XII. Bezirk von Budapest. Sie verbindet den Stadtteil Városmajor mit dem Schwaben- und Széchenyi Berg.

Bau der Zahnradbahn

Niklaus Riggenbach, der Ingenieur der ersten Zahnradbahn in Europa, der Internationalen Gesellschaft für Bergbahnen in Basel hat die Baupläne entworfen und Ferenc Cathry Szaléz- schweizerischer Abstammung hat die Bauarbeiten durchgeführt.
Am 24. Juni 1874 wurde die Zahnradbahn eröffnet.
Die untere Station wurde in Városmajor, die obere auf dem Schwabenberg erbaut. Auf beiden Endstationen wurden Holzhäuser mit 2 Etagen im Stil der schweizerischen errichtet.
Damals war die Fahrstrecke 2883 m. Der Höhenunterschied zwischen den zwei Endstationen betrug 259 m.
Die Fahrzeit der Zahnradbahn betrug sowohl bergauf als auch bergab 20 Minuten. Da nur ein Gleis auf der ganzen Strecke gebaut wurde, musste ein Ausweichgleis installiert werden, damit die gegenüberfahrenden Züge einander ausweichen können.

Quelle des oberen Fotos:

Haltestelle der Zahnradbahn auf dem Schwabenberg 1912
Quelle:
Fortepan/ Magyar Földrajzi Múzeum / Erdélyi Mór cége

Mór Jókai

Mór Jókai

Foto: Adolf Dauthage (1872 oder 1873)
Wikipedia

Endstation der Zahnradbahn in Városmajor, 1900

Endstation der Zahnradbahn in Városmajor, 1900

Foto: Fortepan/ Budapest Főváros Levéltára / Klösz György fényképei

Zahnradbahn im Jahre 1900

Zahnradbahn im Jahre 1900

Foto: Fortepan / Budapest Főváros Levéltára / Klösz György fényképei


Autor: Elisabeth Balazs
Reiseleiterin in Budapest und Ungarn, mit viel Herz und Humor

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2020-09-28T09:35:51+00:00